Jens Meier

Drei Fragen an den Geschäftsführer der Lagerhalle Osnabrück e.V.

Was bedeutet der Kulturmarathon für Sie?
Ein Marathon ist eine ziemlich lange Strecke. Hatten im Frühjahr noch viele die Hoffnung, dass der Kampf gegen das Virus schnell zu gewinnen sei, so ist nun klar, dass der Weg zu einem Kulturleben wie wir es vor Corona kannten und genossen haben, ein sehr langer ist. Um diese Strecke durchzuhalten, die Künstler*innen, die Institutionen und auch das Publikum mitzunehmen, zu unterstützen und nicht auf der Strecke zu lassen, braucht es Hilfe und Solidarität. Das Stadt Osnabrück und lokale Stiftungen gemeinsam ein Programm in bisher nicht gekannter Größenordnung aufgelegt haben, ist ein wichtiger Aspekt, um am Ziel anzukommen.

Wie haben Sie die Corona-Phase bezüglich der Kultur bislang erlebt?
Der Lockdown und die immer noch notwendigen starken Einschränkungen sind für die Kultur und insbesondere für die Künstler*innen und Künstler, Veranstalter, viele Soloselbstständige und Dienstleister und nicht zuletzt für die Kulturhäuser eine Katastrophe. „Kultur ist Überlebensmittel“ stand im Frühjahr auf den Bannern an der Lagerhalle, dem Cinema Arthouse und dem Theater. Wie sehr dies insbesondere für das Live-Erlebnis gilt, wurde vielen schmerzlich bewusst, als wir auf das rein Digitale zurückgeworfen wurden. Das persönliche und gemeinschaftliche Erleben, die menschliche Nähe mit dem Austausch über das unmittelbare „analoge“ Kulturerlebnis sind nicht zu ersetzen. Es gab in den letzten Monaten viel Hilfe, Solidarität und Kreativität. Das gibt Kraft und Motivation.

Was wünschen Sie sich in der Zukunft für die Kulturlandschaft in Osnabrück?
Die Corona-Pandemie hat den Austausch untereinander befördert. Es sind neue Netzwerke, Kooperationen und gemeinsame Aktionen entstanden. Einzelne Personen oder kleine Vereine haben Aktionen organisiert, die die ganze Kulturlandschaft unterstützen und im besten Sinne Lobbyarbeit machen. Die „Osnabrücker Kulturbrücke“ und „Kulturgesichter 0541“ sind nur zwei Beispiele. Die ohnehin schon gute Gemeinschaft in der Osnabrücker Kultur ist noch etwas enger zusammengerückt. Das wurde auch durch die zuhörende und dann zupackende Art des Fachbereichs Kultur der Stadt und von Marketing Osnabrück ermöglicht. Die Stiftungen haben ihre Möglichkeiten eingebracht. Ich wünsche mir, dass wir uns diese Form der Solidarität, Unterstützung und kreativer Gemeinschaft erhalten und in viele tolle Kulturprojekte einbringen. Dazu gehören auch finanzielle Mittel. Eine Möglichkeit ist das Jubiläum „375 Jahre Westfälischer Friede“ im Jahr 2023. Die Osnabrücker Kulturszene ist stark und kreativ genug, um zu diesem Anlass der Welt zu zeigen, wie wir Friedenskultur verstehen und leben.

FOTO: ANGELA VON BRILL