WHITE ROOT

Eine Temporäre Kunst-Installation als Zeichen gesamtgesellschaftlicher Hoffnung

White Root ist der Name der temporären Kunst-Installation des Osnabrücker Bildkünstlers Volker-Johannes Trieb, die im Oktober vor dem Rathaus zu sehen war. Die Installation bestand aus dem, mit weißer Farbe besprühten, Wurzelteller einer über 200 Jahre alten Eiche, schwebend in einem Stahlgerüst.

Ursprünglich wurde die Wurzel in Erinnerung an den 8. Mai 1945, den „Tag der Befreiung“ vom Nationalsozialismus, von einem Zitat von Erich Maria Remarque begleitet. Die Eiche stand früher auf dem Gefechtsfeld der Schlacht um die Seelower Höhen, die dem Fall Berlins, dem Ende der NS-Zeit unmittelbar vorausging. Sie ist ein Zeitzeuge, geschossverwundet in der Schlacht. Sie kann erzählen, was es bedeutet, nach Tagen des Grauens noch am Leben zu sein.

Das neue Band trug ebenfalls ein Zitat des Anti-Kriegs-Autors Erich Maria Remarque: „Wir wollen noch einmal anfangen, an das Leben zu glauben.“ Es fokussiert White Root inhaltlich um – auf die derzeitige Lockdown-Situation durch Covid-19.“

Die Wurzel ist ein Symbol: Sie ist nicht nur ein Überrest, sie ist eine Hoffnung auf immerwährenden Austrieb neuen Daseins. Auf das Leben. Die Farbe Weiß fungiert dabei als zusätzlicher Hoffnungsträger und, als Summe aller Farben des Lichts, als Symbol für ein gemeinschaftliches Alles. Zugleich steht das Weiß für innere Rein- und Helligkeit, für den Neuanfang, die Unschuld, für das Wissen und die Wahrheit, für Heilung und Erleuchtung. Das Weiß, als Licht, stellt sich der Düsternis entgegen, macht Verborgenes sichtbar.

Der Wurzelteller ist ein Sinnbild dafür, dass kein Mensch eine Insel ist. Dass wir alle gemeinsame Wurzeln haben: Unteilbares Miteinander. Dass Leben, und Überleben, nur als Gemeinschaft möglich ist. Dass nichts dabei einen Unterschied machen darf, auch nicht Besitztum und Mittellosigkeit. Dass es diese Wurzeln wieder neu zu erspüren gilt. Er ist eine Installation gegen das Gegeneinander. Der Wurzelteller ist nicht nur ein Bild der Vergangenheit, auch ein Bild der Gegenwart, der Zukunft. Heute, wie damals, sind Menschen haltlos, angstvoll, hoffnungsleer. Nicht durch den Krieg. Durch Corona.

White Root zeigt: Die Folgen des Terrors der Rechten von einst ist nicht vergessen. Und der Terror der Rechten von heute, die Corona als Nährboden ihrer Demagogie sehen, bleibt nicht unverfolgt. Das eigentliche Problem beginnt erst in der Nach-Corona-Zeit. Die Folgen von Corona, die mittel- und langfristigen gesellschaftlichen Verwerfungen, die sich schon heute abzeichnen, werden nicht zuletzt unsere politische Kultur verändern. Nach Corona wird es Leidtragende geben, die kein Netz auffängt, und die Rechten von heute könnten sie an sich ziehen, wodurch der einen Katastrophe die nächste folgt. Das gilt es zu verhindern. Umso wichtiger sind nun Zeichen gesamtgesellschaftlicher Hoffnung.

Volker-Johannes Trieb ist ein Bildkünstler mit Wurzeln in der Gebrauchskeramik; heute überwiegend im Schwerpunkt Skulpturen (aus Stahl, Fundstücken und Holz) tätig. 2012 erschuf er die Kunst Mikronation „IKTOMIA“. Seine Arbeiten sind regional und weltweit auch im öffentlichen Raum zu sehen.

[Gefördert durch die Stadt Osnabrück]

www.atelier-trieb.de

Fotos: Heiner Heemann